Trier war lange Zeit ein traditioneller Militärstandort, mit zeitweise bis zu 15 000 stationierten Soldaten sogar die zweitgrößte französische Garnisonsstadt nach Paris. Ab 1999 jedoch wurden die großen Areale der zivilen Nutzung zur Verfügung gestellt: Im Rahmen eines aufwändigen Planungs- und Abstimmungsprozesses mit Bürgerbeteiligung entsteht seitdem auf dem ehemaligen Kasernengelände Castelnau ein neues Wohnquartier. Die gesamte Planung umfasst ein Gebiet von 340 000 m², das von der Gesellschaft für urbane Projektentwicklung, der EGP GmbH, nach und nach erschlossen wird. Viel Wert legten die Projektentwickler aber auch auf die Bestandserhaltung: Unter den ehemaligen Kasernengebäuden war das sogenannte Châlet das Schmuckkästchen von Castelnau mit dem nostalgischen Charme der Gründerzeit. In exponierter Lage auf den Hangterrassen mit Blick über das Moseltal gibt das sanierte Gebäude heute 26 modernen Eigentumswohnungen Raum.
Das Châlet wurde für eine reine Wohnnutzung auf 2 000 m² über vier Geschosse mit 26 Wohnungen bis 2016 generalsaniert. Ein zentrales Treppenhaus mit einem integrierten Aufzug gliedert das Gebäude im Kern. Einige Wohnungen im Erdgeschoss erhielten darüber hinaus einen separaten Zugang. Dort befinden sich auch die Technikräume, wo als Ausnahme die Haustechnik sichtbar ist.
Dabei bestanden die Anforderungen für das Châlet darin, ein behagliches Raumklima mit modernem Wohnkomfort für alle Bewohner sicher zu stellen. Darüber hinaus sollten auch alle Räume jeweils individuell hinsichtlich Wärmebehagen und Luftqualität gesteuert werden können, um jeder momentanen Raumnutzung gerecht zu werden.
Im Winter beispielsweise benötigen die Räume auf der Nordseite deutlich mehr Heizleistung als auf der Südseite, gerade wenn die Sonne durch die Scheiben strahlt. Hinzu kommt das tageszeitenabhängige, individuelle Behaglichkeitsempfinden der Bewohner. Und natürlich sollte all dies zu attraktiven Betriebskosten realisiert werden. Dabei mussten sämtliche Räume hinsichtlich Beheizung und Lüftung individuell steuerbar sein.
Die Wahl fiel schließlich auf das System Airconomy von Schütz, da es als Komplettsystem die klassische Warmwasser-Fußbodenheizung mit kontrollierter Be- und Entlüftung und Wärmerückgewinnung mit bis zu 97% Wirkungsgrad und niedrigen Vorlauftemperaturen kombiniert. Grundsätzlich heizt Airconomy den Raum über eine Flächenheizung, allerdings führt das System zusätzlich frische, gefilterte Luft unter den Heizrohren in das Gebäude. Das Airconomy Systemmodul dient dabei als Wärmetauscher und bringt die Frischluft genau auf die gewünschte Raumtemperatur. Die Geometrie des Systemmoduls sorgt für eine sehr leistungsstarke Schalldämpfung und erfüllt darüber hinaus auch alle Anforderungen, die aufgrund steigender Sensibilität durch Allergien und Hygiene entstehen. Airconomy versorgt die 26 Wohnungen des Châlets je nach Größe mit Frischluft zwischen 90 m3/h und 160 m3/h.
Im schlüsselfertigen Bauzustand des Châlets verraten lediglich schmale Luftaustrittschlitze im Bodenbelag an den Fenstern das Vorhandensein moderner Haustechnik. Die Systemkomponenten, insbesondere die Kanalleitungen für Außen- und Fortluftführung, wurden unauffällig, möglichst unsichtbar ins Gebäude integriert. Die Luftkanäle in einer abgehängten Decke zu verlegen war unmöglich, da der Altbaucharakter der hohen Räume nicht beeinträchtigt werden durfte. Schütz entwickelte daher neue Flachkanäle, die im eigenen Hause gefertigt werden.
Speziell zur Integration in die Bodenkonstruktion konzipiert, weisen die dampfdicht isolierten Flachkanäle mit 85 mm eine deutlich geringere Bauhöhe im Querschnitt auf. Dabei gewährleisten sie dennoch die erforderlichen Luftstrommengen und entsprechen darüber hinaus der Norm DIN1946-T6, nach der Außen- und Fortluftkanäle dampfdicht isoliert sein müssen.
So ließen sich die Flachkanäle problemlos in den 22,5 cm hohen Bodenaufbau der Wohnräume im Châlet Castelnau integrieren. Das moderne Lüftungs- und Heizsystem vermeidet so Verluste in der Raumhöhe und sorgt unauffällig für frische Luft sowie eine angenehme Raumtemperatur.
Architekten: ARUS GmbH, Willi Latz, Architektur und Stadtplanung, Püttlingen
Architektur- und Planungsbüro: Interplan Ingenieure Becker GmbH, Trier
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